Aktuelles | 08. Oktober 2020

Moderne Messeinrichtungen und intelligente Messsysteme: Kurbelt zunehmender Rollout den Tarifwettbewerb an?

Stromlieferanten sind derzeit oft unsicher, wie hoch das wirtschaftliche Risiko ist, wenn eine Marktlokation statt mit dem herkömmlichen mechanischen Zähler mit einer modernen Messeinrichtung oder einem intelligenten Messsystem ausgestattet wird.

Der Ein­bau moder­ner Mess­ein­rich­tun­gen wird jedoch bereits nach und nach voll­zo­gen. Laut Mess­stel­len­be­triebs­ge­setz müs­sen bis spä­tes­tens 2032 alle Ver­brau­cher mit einem der­ar­ti­gen Zäh­ler aus­ge­stat­tet sein (vgl. § 29 Abs. 3 S.1 MsbG). Die gesetz­li­che Preis­ober­gren­ze für Ein­bau und Betrieb liegt aktu­ell bei einem Betrag von 20 Euro im Jahr inkl. USt. (gilt nur für den grund­zu­stän­di­gen Messstellenbetreiber).

Intel­li­gen­te Mess­sys­te­me sind der­zeit für Ver­brau­cher mit einer Jah­res­strom­men­ge ab 6.000 kWh Pflicht. Aktu­ell gibt es vier zer­ti­fi­zier­te Anbie­ter sol­cher Sys­te­me, sodass auch deren Roll­out nun beginnt. Die für den grund­zu­stän­di­gen Mess­stel­len­be­trei­ber gül­ti­gen Kos­ten lie­gen bei einem Ver­brauch von 6.00010.000 kWh bei maxi­mal 100 Euro inkl. USt. pro Jahr. Bei gerin­ge­ren Ver­bräu­chen, für die der Ein­bau eines intel­li­gen­ten Mess­sys­tems der­zeit noch nicht vor­ge­schrie­ben ist, gestal­ten sich die jähr­li­chen Brut­to-Maxi­mal­kos­ten wie folgt: bis 2.000 kWh: max. 23 Euro, 2.000 — 3.000 kWh: max. 30 Euro, 3.000 — 4.000 kWh: max. 40 Euro und 4.000 — 6.000 kWh: max. 60 Euro.

Der durch­schnitt­li­che Net­to-Jah­res­preis für den Betrieb und die War­tung eines Ein­ta­rif-Dreh­strom­zäh­lers liegt in Deutsch­land bei 11,22 Euro. Beson­ders güns­tig sind u. a. die die Gemein­de­wer­ke Rheinzabern in Rhein­land-Pfalz mit 3,24 Euro net­to (rund 71 Pro­zent güns­ti­ger als der Durch­schnitt) und die Stadt­wer­ke Bran­den­burg an der Havel GmbH & Co. KG mit 3,96 Euro net­to (rund 65 Pro­zent güns­ti­ger als der Durchschnitt).

Die gemit­tel­ten Net­to-Betriebs­kos­ten für eine moder­ne Mess­ein­rich­tung betra­gen 16,79 Euro/​Jahr. Bei neun Netz­be­trei­bern ist der Betrieb des Ein­ta­rif­zäh­lers teu­rer als der der moder­nen Mess­ein­rich­tung, z. B. bei der Elek­tri­zi­täts­ge­nos­sen­schaft Nord­hal­ben und Umge­bung eG aus Bay­ern (31,00 Euro net­to), bei der Stadt­wer­ke Eutin GmbH in Schles­wig-Hol­stein (20,20 Euro net­to) und bei den Stadt­wer­ken Bad Wild­bad GmbH & Co. KG aus Baden-Würt­tem­berg (19,98 Euro netto). 

Die Kos­ten für ein intel­li­gen­tes Mess­sys­tem bis 2.000 kWh betra­gen im bun­des­wei­ten Net­to-Durch­schnitt 19,31 Euro. Ver­gli­chen mit die­sem Preis ist der Ein­ta­rif-Dreh­strom­zäh­ler bei sechs Netz­be­trei­bern teu­rer. Neben den oben genann­ten Bei­spie­len so etwa bei der Elek­tri­zi­täts-Genos­sen­schaft Röthen­bach eG in Bay­ern 19,80 Euro netto.

Bei einem Ver­brauch von bis zu 3.000 kWh liegt der bun­des­deut­sche Preis­durch­schnitt für intel­li­gen­te Mess­sys­te­me bei 25,21 Euro net­to. Hier ist nur noch das Ein­ta­rif­zäh­ler-Ange­bot der Elek­tri­zi­täts­ge­nos­sen­schaft Nord­hal­ben (s. o.) teu­rer. Bei intel­li­gen­ten Mess­sys­te­men für höhe­re Ver­bräu­che ist der Ein­ta­rif­zäh­ler in allen Fäl­len die güns­ti­ge­re Alter­na­ti­ve. Der preis­li­che Mit­tel­wert bis 4.000 kWh liegt bei 33,61 Euro net­to, bis 6.000 kWh bei 50,42 Euro net­to und bis 10.000 kWh bei 84,02 Euro netto.

Inner­halb der Ange­bo­te für moder­ne Mess­ein­rich­tun­gen sind die Prei­se von sechs Netz­be­trei­bern güns­ti­ger als der Durch­schnitt. Am güns­tigs­ten sind hier die Eichen­mül­ler GmbH & Co. KG Ener­gie­ver­sor­gung + Elek­tro­tech­nik aus Bay­ern mit 9,17 Euro net­to (rund 45 Pro­zent güns­ti­ger), die NET­ZE Bad Lan­gen­sal­za GmbH aus Thü­rin­gen mit 12,60 Euro net­to (rund 25 Pro­zent güns­ti­ger) sowie die Gemein­de­wer­ke Schutter­wald aus Baden-Würt­tem­berg mit 12,75 Euro net­to (rund 24 Pro­zent günstiger).

Bei den Ange­bo­ten für intel­li­gen­te Mess­sys­te­me bis 2.000 kWh sind zwei ange­bo­te­ne Prei­se güns­ti­ger als der Durch­schnitt: der der Stadt­wer­ke Wall­dorf GmbH & Co. KG aus Baden-Würt­tem­berg mit 18,63 Euro net­to und der der LEW Ver­teil­netz GmbH aus Bay­ern mit 18,98 Euro net­to. Die bei­den Anbie­ter sind damit rund zwei bis vier Pro­zent güns­ti­ger. Auch im Ver­brauchs­be­reich von 3.00010.000 kWh ist das Ange­bot der Stadt­wer­ke Wall­dorf güns­ti­ger als im bun­des­wei­ten Durchschnitt.

Dif­fe­renz Zäh­ler­prei­se iMSys-ET Dreh­strom 2020 in EUR/​a
Abnah­me­fall: Fami­li­en-Haus­halt, 6.00010.000 kWh/​Jahr, SLP, Niederspannung

Die Ana­ly­se zeigt, dass Betrieb und War­tung moder­ner Mess­ein­rich­tun­gen und intel­li­gen­ter Mess­sys­te­me in der Regel erwar­tungs­ge­mäß teu­rer sind als der von Ein­ta­rif Dreh­strom­zäh­lern – vor allem, je höher der Ver­brauch wird. Bei einem Lie­fer­ver­trag, der ohne­hin nur eine sehr knap­pe Mar­ge abwirft, kön­nen zusätz­li­che Mess­kos­ten deut­lich ins Gewicht fal­len. Wer­den die­se an den Mess­stel­len­be­trei­ber bzw. Ver­teil­netz­be­trei­ber wei­ter­ge­ge­ben, ver­die­nen Ener­gie­ver­sor­ger bei teu­ren Zäh­lern weni­ger und/​oder sie sind gezwun­gen, ihre Prei­se zu erhöhen. 

Durch den Pflicht­ein­bau moder­ner Mess­ein­rich­tun­gen haben End­kun­den lang­fris­tig aller­dings kei­ne Wahl, ob sie sich für oder gegen eine sol­che Zäh­ler­art ent­schei­den. Jedoch sind sie nicht gezwun­gen, den grund­zu­stän­di­gen Mess­stel­len­be­trei­ber zu wäh­len, son­dern sie kön­nen auf wett­be­werb­li­che Anbie­ter aus­wei­chen. Dies wie­der­um könn­te zukünf­tig den preis­li­chen Wett­be­werb ankurbeln.

Dar­über hin­aus ist zu beob­ach­ten, dass auch zwi­schen den ein­zel­nen Netz­be­trei­bern noch kein gro­ßer Wett­be­werb hin­sicht­lich der Prei­se für moder­ne Mess­ein­rich­tun­gen und intel­li­gen­te Mess­sys­te­me besteht. Dies dürf­te sich mit zuneh­men­dem Roll­out eben­falls ändern. Moder­ne Mess­ein­rich­tun­gen sowie intel­li­gen­te Mess­sys­te­me ermög­li­chen nicht nur den End­ver­brau­chern eine höhe­re Trans­pa­renz über ihren Strom­ver­brauch, son­dern auch den Lie­fe­ran­ten. Kun­den, die ihren Strom­ver­brauch ken­nen, kön­nen auch pas­sen­de Tari­fe dafür abschlie­ßen. Eini­ge Ener­gie­lie­fe­ran­ten bie­ten bereits seit län­ge­rem last­va­ria­ble oder tages­zeit­ab­hän­gi­ge Tari­fe an, vor allem für Gewer­be­kun­den. Eine erhöh­te Nach­fra­ge nach varia­blen Tari­fen dürf­te also auch zu einem höhe­ren Ange­bot füh­ren. Dadurch soll­te eben­falls der Wett­be­werbs­druck auf die Strom­lie­fe­ran­ten steigen.

Metho­dik: Alle Prei­se ver­ste­hen sich net­to, sofern nicht anders ange­ge­ben. Es wur­den Mess­prei­se der grund­zu­stän­di­gen Mess­stel­len­be­trei­ber für Ein­ta­rif-Dreh­strom­zäh­ler, Moder­ne Mess­ein­rich­tung (MME) und Intel­li­gen­te Mess­sys­te­me (iMSys) für einen Ver­brauchs­rah­men bis 10.000 kWh/​Jahr (SLP) ermittelt.

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